1.FC Köln » Habemus Daum

Der Kölner Klubchef lässt keinen Zweifel daran, dass der Nachfolger von Huub Stevens nicht Daum heißen wird: "Wir können das nicht bewältigen, das ist nicht realistisch."

Köln - In seiner knapp einjährigen Amtszeit beim 1. FC Köln hat Wolfgang Overath schon viele Erfahrungen gemacht. Seit Mittwoch ist er um eine weitere reicher. Der Präsident weiß jetzt, was passiert, wenn er Christoph Daum "den Wunschtraum" aller FC-Fans nennt. Dann wird aus Verrücktheit schnell Wahnsinn. Alles, was irgendwie mit dem Verein zu tun hat oder an dem Verein hängt, kennt kein anderes Thema mehr, posaunt die kollektiven Visionen nimmermüde durch die Welt und spielt in der Fantasie bereits im Europapokal gegen Chelsea. "Furchtbar", stöhnte der Vereinschef am Freitag über das von ihm verursachte Erdbeben und stellte deshalb etwas klar: "Christoph Daum trainiert einen Champions-League-Klub, das sind Dinge, die wir nicht bewältigen können, sein Verdienst bewegt sich in Dimensionen, die für uns nicht realistisch sind. Was wir wollen und möchten ist eines, aber ein Trainer Daum ist für uns zurzeit einfach eine Nummer zu groß." Die Folge ist: Der 1. FC Köln muss nun inmitten des präsidial animierten Daum-Getöses einen Experten finden, dem es gelingt, die Mannschaft im wahrscheinlichen Fall des Aufstiegs dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren. "Und es darf nicht passieren, dass die Diskussion so groß wird, dass sich ein anderer Trainer, wenn wir ihn verpflichten, als Notnagel fühlt", sagt Overath. Vielleicht sogar ein winziges bisschen schuldbewusst.

Klingt alles danach, als bereue der FC-Präsident seine offenherzige Aussage nach der Verkündung des Abschieds von Huub Stevens nach Saisonende ein wenig. Das allerdings bestreitet Wolfgang Overath. "Ich hielte es für verkehrt, die Gemütslage der Fans zu unterdrücken oder abzustreiten. Alle Trainer, mit denen wir reden und verhandeln, wissen, dass es sich um ein allgemeines Wunschdenken handelt und nicht um die Realität."

Derzeit scheinen die Kollegen Christian Gross (FC Basel) und Uwe Rapolder (Arminia Bielefeld) tatsächlich ernsthafte Verhandlungskandidaten für eine Aufgabe, die Overath vor dem Heimspiel gegen Unterhaching (Sonntag, 20.15 Uhr) so definiert: "Es muss endlich Schluss sein mit dem ewigen Auf und Ab, deshalb bin ich ja hier angetreten als Präsident. Erst einmal müssen wir den Aufstieg noch perfekt machen, das wird schwer genug. Und dann müssen wir in der Bundesliga bleiben. Das wird nicht leichter." Falls dies nicht gelingen sollte, sähe der Präsident sein Werk als ernsthaft gefährdet an: "Dann wüsste ich auch nicht."

Einen kurzfristigen Zeitrahmen zur Verpflichtung des Nachfolgers von Huub Stevens hat sich der Verein nicht gesetzt. Overath: "Wie lange es dauert, kann man unmöglich sagen. Das ist jetzt auch nicht das Wichtigste. Es hat auf die Verhandlungen mit anderen Spielern auch keine Auswirkungen. Außerdem gerät mir jetzt in Vergessenheit, dass wir noch gar nicht aufgestiegen sind. Am Montag haben wir ein Spiel, bei dem wir diesem Ziel schon wieder viel näher kommen können."

Derweil strebt Christoph Daum in der Türkei das Double an. Mit Fenerbahce erreichte er am Donnerstag das Pokal-Finale gegen Galatasaray, das als Zweiter in der Meisterschaft vier Punkte Rückstand auf Fener hat. Dieser Tage hat Daum von seinem Klub ein Vertragsangebot erhalten, das 2,5 Millionen Euro netto pro Jahr wert ist. Der 1. FC Köln, dessen Präsident und Fans ihn so sehr lieben, läuft Daum nicht weg. Das unterstrich auch Wolfgang Overath am Freitag noch einmal nachdrücklich: "Auch wenn der Christoph jetzt nicht kommen kann, müssen wir ihm das Gefühl geben, dass er hier immer willkommen ist, denn hier hat er angefangen, hier hatte er seine ersten Erfolge, und er ist einfach ein Super-Trainer." (ksta)
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