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eisdealer Offline

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Beiträge: 429

23.03.2004 12:11
FC St. Pauli wie ein Rekordabsteiger Antworten

Die sportliche Talfahrt des FC St. Pauli droht noch nicht einmal in der Regionalliga zu enden. Der Kiez-Club, 2002 noch Fußball-Bundesligist, wäre der erste deutsche Verein, der dreimal in Serie absteigt.

Hamburg - Das Flutlicht ist bereits erloschen, und der Wind peitscht den Regen ins Gesicht der rund 50 St.-Pauli-Fans, die über eine halbe Stunde nach der 1:2-Niederlage gegen Regionalliga-Konkurrent Holstein Kiel noch immer fassungslos auf der Gegentribüne stehen. Mit einer Handvoll Spielern, die nach der fünften Niederlage in Folge zunächst ins Gras gesunken und den Tränen nahe waren, diskutieren sie, wie es zum Niedergang ihres Vereins kommen konnte.

2001 war eine hoffnungsvolle Mannschaft mit Spielern wie Ivan Klasnic, Zlatan Bajramovic, Christian Rahn, Deniz Baris und Thomas Meggle in die Bundesliga aufgestiegen. Noch vor gut zwei Jahren, am 6. Februar 2002, besiegte der Stadtteilclub den FC Bayern München in einem mitreißenden Bundesligaspiel mit 2:1. Heute erinnern nur noch die "Weltpokalsiegerbesieger"-T-Shirts der Fans an den Glanzpunkt der Vereinshistorie, die nach dieser Saison möglicherweise den dritten Abstieg in Folge dokumentieren muss. Nach dem Bundesligaabstieg 2002 ging es im Jahr darauf direkt abwärts in die Regionalliga. Nun taumelt der FC St. Pauli in Richtung Oberliga.

Der Vorsprung auf die Nicht-Abstiegsplätze ist nach drei katastrophalen Rückrundenauftritten auf vier Punkte geschmolzen. Setzt sich die sportliche Talfahrt fort, wäre der FC St. Pauli der erste Verein, der auf Grund sportlicher Leistung von der Bundesliga direkt bis in die vierte Liga durchgereicht wird. Dort kickt derzeit noch das Reserve-Team, das bei einem Abstieg der Profis automatisch in die Verbandsliga zurückrutschen würde. Es wäre ein trauriger Rekord für den Verein vom Millerntor, den selbst in der Regionalliga durchschnittlich 17.500 Zuschauer pro Heimspiel anfeuern.

Als der Club vor der Saison mit rund zwei Millionen Schulden - wieder einmal - vor der Insolvenz stand, starteten Anhänger und Sympathisanten eine einmalige Retter-Aktion: Man organisierte Benefizspiele und -konzerte, TV-Sex-Moderatorin Lilo Wanders und Bürgermeister Ole von Beust verkauften Dauerkarten. Das Nachwuchszentrum verscherbelte der Kiez-Club an die Stadt Hamburg. Die Fans kauften über 40.000 "Retter-T-Shirts", rund hundert Kneipen auf dem Kiez veranstalteten "Saufen für St. Pauli" (50 Cent pro Getränk an den Verein), eine 0190er-Nummer wurde eingerichtet ("Die schmutzige Nummer für die saubere Rettung") - und auch die Huren in der Herbertstraße sollen "Liebe für St. Pauli" praktiziert haben.

"St. Pauli hat und ist Kultur", ergab kürzlich eine ethnographische Studie der Universität Hamburg über die Braun-Weißen. Hauptgrund sei "der Wunsch nach Andersartigkeit" sowie das Umfeld, an das schlüpfrige Sprüche an jeder Ecke des Stadions erinnern: "Der Kiez steht auf Französisch", wirbt der Autohersteller Peugeot mit dicken Lettern auf der Gegentribüne, von einer "richtigen Nummer" spricht das Telekommunikationsunternehmen Mobilcom.

Einwürfe direkt zum Gegner

Allein die "Astraine Stimmung", die Bierlieferant Astra beschwört, kommt bei den 16.304 Zuschauern gegen Kiel nicht auf. Denn der unansehenliche Kick ist selbst mit etlich Gerstensaft nicht zu ertragen: Pässe über zwei Meter landen im Aus, Einwürfe fliegen direkt zum Gegner, eine sichere Ballannahme scheint den meisten Akteuren unmöglich und ein kontrollierter Spielaufbau ist nicht im Entferntesten zu erahnen. "So ein schlechtes Spiel habe ich von Pauli noch nie gesehen", sagt Andre Trulsen, 38, der früher für die Hamburger in der Bundesliga spielte und auf seine alten Tage in Kiel angeheuert hat.

Gegen die spiel- und feldüberlegenen Gäste, die ebenfalls abstiegsgefährdet sind, verliert St. Pauli verdient mit 1:2. Zu ganzen zwei Torchancen kommen die Platzherren in 90 Minuten - eine davon nutzt Henry Nwosu (22.) zum Ausgleich, nachdem sein Gegenspieler auf dem nassen Rasen des Millerntors ausgerutscht war.

Franz Gerber, Trainer, Sportdirektor und einziger namhafter Angestellter des Krisen-Clubs, versucht erst gar nicht, das Spiel schönzureden, als er sich nach dem Spiel mit seinem schwarzen St. Pauli-Pullover zum Rednerpult geschleppt hat: "Bei uns fehlt derzeit jede Ordnung, Stabilität, Ruhe und Ausgeglichenheit. Immer macht irgendjemand einen Fehler, der uns das Genick bricht." Der 50-jährige mit den grauen Haaren und den hängenden Backen schnauft einmal tief durch. "Niemand in unserer Mannschaft beweist Moral, bäumt sich auf und reißt andere Spieler mit. Viele haben Angst, verstecken sich und wollen am liebsten keinen Ball mehr haben. Andere laufen total ihrer Form hinterher und sind nur mit sich selbst beschäftigt. So kommt dann ein solches Spiel zusammen - vielleicht sogar logischerweise eine solche Niederlage. So, wie wir gegen Kiel gespielt haben, kickt ein Absteiger."

Vernichtendes Urteil über Spieler

Man sieht dem Trainer an, wie sehr er leidet. Das vernichtende Urteil über seine Mannschaft ist keineswegs übertrieben. Die zwei besten Spieler der Hinrunde, der US-Amerikaner Cory Gibbs (nach Dallas) und der Brasilianer Nascimento (nach Frankfurt), hatten in der Winterpause verkauft werden müssen, um ein drohendes Saisondefizit von 900.000 Euro zu verhindern. Nun sind zwar die "finanziellen Altlasten abgearbeitet", wie Club-Boss Corny Littmanns jüngst verkündete, aber Gerber hat abgesehen von Torwart Achim Hollerieth und Kapitän Morad Bounaoua nur Spieler zur Auswahl, die selbst für die Regionalliga zu schwach sind.

Die Vielgescholtenen sprechen derweil draußen im Stadion noch immer mit den Anhängern. Wüste Beschimpfungen wie in anderen Stadien schlagen den Kickern dabei nicht entgegen. Als Stürmer Nwosu in die Kabinen humpelt, wird er von den Fans sogar mit Applaus verabschiedet. "Irgendwie schaffen wir das", ruft ihm einer hinterher. Wenn nicht, werden sie ihre Mannschaft auch in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein begleiten. Die Vereinshymne des FC St. Pauli heißt "You'll never walk alone".

spiegel.de

Ciao Thomas eisdealer
MoBB Sektion Münsterland

http://www.1-fc-koeln.de

eisdealer Offline

Senior Mitglied


Beiträge: 429

23.03.2004 12:12
#2 RE:FC St. Pauli wie ein Rekordabsteiger Antworten

Schon traurig was mit Pauli passiert...
Schuldenfrei aus Liga 3 ... na aber es sind ja noch ein paar Spiele und 4 Punkte Vorsprung

Ciao Thomas eisdealer
MoBB Sektion Münsterland

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